Dienstag, 15. November 2011

...da bin ich wieder...

Eigentlich hatte ich vor wieder richtig durchzustarten... aber nicht nur das schreiben, auch das lesen scheint mir derzeit etwas müßig. Nicht, dass es nicht schon wieder 1000 tolle Geschichten gäbe, in die ich gern tauchen würde, es fehlt mir auch nicht an der Lust zu schreiben...

Das Problem das ich habe, ich bin rastlos... Meine Gedanken tun sich derzeit schwer auf Reisen zu gehen und ich komme so selten zum entspannten lesen wie noch nie. Es fehlt mir.

Den Grund dafür möchte ich mir gern einmal von der Seele schreiben, warum also nicht hier.
Dieser Sommer hat mein Leben geteilt, in ein "früher" und ein "heute". Wie Ihr sicher schon bemerkt habt, bin ich nicht allein, sondern Mama und auch Ehefrau. Ich habe eine tolle, starke kleine Familie, die mein Rückhalt und mein Hafen ist, die ich bedingungslos liebe und die mich liebt und meine Lesesucht, wie auch andere Unzulänglichkeiten erträgt :o)

Im Juni diesen Jahres waren wir im lang ersparten und ersehnten Urlaub und es war toll, wirklich toll! Die Kinder waren glücklich und gelöst, mein Mann und ich uns näher als es der hektische Alltag sonst zulässt. Der Urlaub ging nach 5 Tagen jäh zu Ende... Mein Mann kippte vor unseren Augen leblos um, sein Herz stand still... Trotz sofortiger Hilfe und Reanimation geschah das noch weitere dreimal an diesem Tag (und in der folgenden Nacht) und er fiel ins Koma. Das sollte drei Tage dauern, drei Tage ohne zu wissen was geschehen ist, was geschieht... Niemand wusste ob er wieder erwacht und falls ja, ob er der Alte sein wird, ob sein Erinnerungsvermögen heil sein wird und er keinen Hirnschaden erlitten hat.
Damals und in den vergangenen Monaten habe ich soviele medizinische Fachbegriffe gehört, neues gelernt und gesagt bekommen, dass ich das Gefühl bekam in einer Arztserie zu leben. Das meiste rauscht jedoch an einem vorbei...
Das schlimmste an allem war das Gefühl völlig machtlos zu sein, nicht zu wissen wo die Kraft herkommt, die man benötigt und ob sie morgen auch noch ausreicht.

Nach drei Tagen erwachte mein Mann und nach 2 Tagen absoluter Verwirrtheit (eine retrogade Amnesie) war klar, dass er sich langsam erholt. Nachdem ich meine Kinder zu Verwandten nach Deutschland gebracht hatte, saß ich an seinem Bett und war auch da, als er zu sich kam. Es ist hart dem geliebten Menschen im 10-Minuten-Takt zu erzählen wer man ist, was passiert ist, wo man ist... Es ist hart immer wieder von vorn erklären zu müssen wer Deine Kinder sind und das man selbst verheiratet ist, ohne zu wissen ob es je wieder in seinem Kopf sein, ob es hängenbleiben wird.
Es ist hängen geblieben und die folgenden Monate zeigten, das kein offensichtlicher neurologischer Schaden entstanden ist.

Einen Wahnsinns-Schutzengel, den wir da haben, was :o)

Heute wissen wir was sein Herz hat. Es nennt sich Brugada-Syndrom, ist selten, höchstwahrscheinlich genetisch verursacht und durchaus erblich. Vlt. ist mein Mann der erste in seiner Familie, vlt. wurde es aber auch nur nie vorher diagnostiziert...
Heute trägt mein Mann einen ICD am Herzen, der ihm im Ernstfall das Leben retten soll...

Wir haben mittlerweile unsere Kinder untersuchen lassen und die Ergebnisse waren unauffällig. Mein Sohn muss diesen Monat nochmal zum Belastungs-EKG und wir hoffen auch da nichts auffäliges zu bemerken. Die Angst jedoch ist jetzt tief drin. Ich lasse sie meist nicht vorkommen, aber sie sitzt tief. Die Ärzte können diese Krankheit nicht ausschließen, so dass ein Risiko von etwa 40% bleiben wird...
Das klingt nach viel und es drückt auf meine Seele, denn auch hier bin ich machtlos.

Nun geht das Leben weiter. Mein Sohn kam in die Schule. Mein Mann kam heim. Er arbeitet nicht und wir warten, dass er es wieder darf. Das Problem, sein Beruf als Anlagen-Elektroniker wird nicht mehr ausübbar sein... Man sucht nach einer Lösung, wir warten...
Wie gesagt, das Leben geht weiter, es nimmt keine Rücksicht, wartet nicht, lässt nicht verschnaufen...
Also gehen wir mit...

Heute geht es uns ganz gut. Die Kinder erholen sich merklich. Nur manchmal blitzt die Angst noch auf, die Verlustangst und der Schrecken... Nachts schleicht sie sich manchmal in ihre Träume, am Tag in ihre Gedanken...

Aber all das ist noch nicht gesackt in mir. Ich fühle mich rastlos, ratlos, ruhelos... es fällt schwer den Kopf auszuschalten und braucht Zeit bis alles wieder "normal" wird.

Es ist ein neues Leben, eines für das ich danke. Es hätte soviel schlimmer enden können...

Nun stehen einige meiner Gedanken hier und vlt. erklärt das auch warum es gerade so schwer fällt abzutauchen in die Welt der Bücher...

LG
Eure Petra

1 Kommentar:

  1. Oh Gott wie schrecklich, ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Kein Wunder, dass du keine Zeit und Lust zum Lesen hast, hätte ich beim besten Willen auch nicht. Ich hoffe nur, dass ihr bald wieder zur Normalität übergehen könnt und wünsche euch alles Glück und viel Gesundheit.
    Ganz liebe Grüße :)

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